"Schönheit ist die klügste Methode"
ERSCHEINT ETWAS SELBST BEI FEINPLASTISCHER ABWEICHUNG VOM GRUNDPRINZIP ALS SELBSTVERSTÄNDLICH, SPRECHEN WIR VON SCHÖNHEIT.
posted by Llork
Das Phänomen der Schönheit erachten wir als die klügste Methode. Ob sich alles Leben in unserem Universum auch nach der Methode der Schönheit ausrichtet, ist wissenschaftlich noch nicht bewiesen. Auf Grund der identifizierten Indizien vermuten wir dies jedoch. Der Mensch indes richtet sich an der Schönheit aus. Sie überlagert alles. Kein Mensch kann sich der Gravitation dieses Prinzips entziehen. Jeder ist ihr verfallen, ob er will oder nicht. Denn der Effekt der Schönheit wirkt ausschließlich auf das hochleistungsfähige Unterbewusstsein. Den kümmerlichen Intellekt hingegen, das Bewusstsein, von dem Mancher glaubt, es wäre das höchste Level menschlicher Evolutionsgeschichte, bleibt von der Schönheit gänzlich unberührt, denn Schönheit muss gefühlt, sie kann nicht „gedacht“ werden.
Bei allen übereinstimmenden Begehrlichkeiten macht eben dieser Aspekt das Phänomen der Schönheit so gefährlich. Besonders in einer Zeit ist die Kraft der Schönheit eine existenzielle Gefahr, in der eine fragwürdige Definition des Effizienzbegriffes allem Handeln zu Grunde liegt und die schiere Berechenbarkeit von allem und jedem die höchste Gunst besitzt. Denn Schönheit ist nicht berechenbar. Sie entzieht sich all dem, was wir derzeit als rational, objektiv, ja vernünftig erachten. Wollte man das Phänomen der Schönheit über das Konstrukt einer mathematischen Matrix identifizieren – niemand würde es auf dem Schirm finden. Es wäre gänzlich unsichtbar für die Stufe der Mathematik, auf der wir Menschen uns derzeit befinden. Insofern ist die Schönheit als ein diametrales Prinzip zu unserer derzeitigen Vorstellung von Effizienz und Berechenbarkeit zu verstehen.
Insbesondere den eindimensionalen Denkern ist die Komplexität der Schönheit eine Gefahr. Die von ihnen nicht zu erfassende dreidimensionale Qualität der Schönheit erscheint subversiv. So wird sie verständlicherweise von denjenigen in süffisanter Art und Weise aus sämtlichen Foren verbannt, die die Geschicke der Menschheit gegenwärtig lenken und leiten. Selbst die Kunst hat sich von dieser paradoxen Diplomatie blenden lassen und glaubt, ohne die Schönheit existieren zu können. Dabei ist doch jeder künstlerische Gedanke immer auch schön, weil komplex, dreidimensional und aus den Tiefen des Unterbewusstseins kommend, nie eindimensional konstruiert und aus dem Bewusstsein heraus gedacht – erscheint er in einem gewissen Kontext auch noch so hässlich.
Doch Vorsicht: An dieser Stelle ist es wichtig, zu bemerken, dass das Schöne leicht und gerne mit dem Hübschen verwechselt wird. Das ist entweder dumm oder leichtsinnig – jedenfalls ist es fatal. Denn das Hübsche ist unter Umständen das Gegenteil des Schönen. Zwar erscheint es dem Betrachter mitunter schön – etwa weil sich die Oberflächenspannung so straff, so ebenmäßig, so gut proportioniert präsentiert. Als eindimensionaler Effekt, der eine dreidimensionale Qualität immer gänzlich vermissen lässt, ist es dem Hübschen jedoch niemals möglich, die Komplexität des Schönen zu erreichen.
Nun stellt sich nur noch die Frage: Wie würde unsere Welt aussehen, würden wir vom eindimensionalen- zum dreidimensionalen Denken übergehen und das komplexe Prinzip der Schönheit allem Handeln zu Grunde legen? Könnten wir dann möglicherweise sogar an die hohe philosophische Qualität der Antike anknüpfen, in der es die höchste Kongruenz von artifiziellem Geist und Stoff gab?